1946-1955

Am 8. Mai 1945 war in Europa endlich der Krieg aus und Papst Pius XII. wandte sich am darauffolgenden Tag am 9. Mai über Radio an die Welt, wobei er mit folgenden Worten eine lange Rede begann: „Endlich ist dieser Krieg zu Ende, der Europa für fast sechs Jahre mit großem Leid und großer Trauer übersät hat …“
Im Jahre 1946 wird die Produktion großteils wieder aufgenommen, wenngleich unter verständlichen Schwierigkeiten. An der Mailänder Messe desselben Jahres (genannt die Messe des Aufschwungs), nehmen nach einem Aufruf viele Herstellerfirmen von Rundfunkgeräten oder Geräteteilen mit ihren Produkten teil: Geloso, Watt Radio, Nova, Gino Corti, Microfarad, Ing. R. Parravicini, Philips, O. S. T., Allocchio Bacchini u.s.w. und natürlich durfte die Unda Radio, die in diesem Jahr zur Aktiengesellschaft umgewandelt worden war, nicht fehlen.
Ab dem Jahr 1947 wird auch die nationale Radioausstellung wieder aufgenommen, sie findet bis 1951 in den Sälen des Palazzo dell’Arte al Parco statt.
Der Krieg ist schon seit zwei Jahren aus und die Rundfunkgerätehersteller versuchen unter großen Schwierigkeiten weiterzuproduzieren, aber der Großteil der italienischen Familien kann sich kein Rundfunkgerät leisten. Außerdem wirken auch die Gebühren für das Abonnement, die zu der Zeit 420 Lire betragen (in der Kriegszeit waren es 82 Lire), abschreckend. Auch die ungewissen politischen Zustände tragen nicht dazu bei, sich in solche Kosten zu stürzen. Der große Plan, dass in jedem Haushalt ein Radiogerät stehen sollte, existierte zwar in vielen Köpfen weiter, jedoch in wenigen Fällen wurde er Wirklichkeit. Die am 29. August 1945 nur vier Monate nach Kriegsende gegründete staatliche Gesellschaft der Elektroindustrie ANIE (Associazione Nazionale Industrie Elettriche) schreibt in Zusammenarbeit mit der RAI einen Wettbewerb zur Herstellung eines Empfängers für das Volk mit der Bezeichnung AR 48 aus, um die Produktion anzukurbeln und den Rundfunkempfang weiter zu verbreiten. Anlässlich der 15. nationalen Radioausstellung („XV. Mostra Nazionale della Radio) mussten die teilnehmenden Firmen ihre nach vorgegebenen Kriterien verfassten Entwürfe vorlegen, wobei die Kosten eines Exemplars 25.000 Lire nicht übersteigen durften. Zahlreiche Firmen nahmen am Wettbewerb teil und zahlreich waren die eingereichten Projekte, aber nur acht Firmen waren unter den Wettbewerbsgewinnern: Radiomarelli, OREM, Nova, Altar, Watt, Siemens, CGE und die Unda Radio. Wenngleich die Geräte der Wettbewerbssieger verschiedene Vorteile hatten, brachte die Aktion nicht den erhofften Erfolg und somit präsentierten auf der 16. nationalen Radioausstellung („XVI. Mostra Nazionale della Radio“) im September 1949 einige der Gewinnerfirmen kein Modell des besagten Gerätes. Unda hingegen zeigte eine neuere Version des AR 48, während Nova im Jahr 1951 das Modell AR 48 B anbot.
Die Unda Radio stellte auf der 15. nationalen Radioausstellung („XV. Mostra Nazionale della Radio“ zwei große Neuigkeiten vor: Eine HF-Trommelgruppe und eine Vorrichtung für den Bandspread, beide zum ersten Mal im Modell Quadri Unda 64/5, Superhet-Empfänger mit fünf Röhren und magischem Auge (ECH 4 – EBF 2 – EF9 – EL 3 – AZ1 – 6E5) montiert, und für den Empfang auf vier Wellenlängen ausgerüstet, und zwar für LW, MW, KW und UKW mit Bandspread.
Im Jahre 1949 wurde das Gesellschaftskapital erneut aufgestockt und erreichte einen Wert von 25.100.000 Lire.
Im September 1949 bereitete die Firma ihr 25jähriges Betriebsjubiläum vor. Am 20. des Monats fand eine Feier mit den Vertretern der Firma statt, bei der der älteste unter ihnen, Cav. Gianni Vacca – Ajmasso ein selbstverfasstes Gedicht vortrug, das der „Familie Unda“ gewidmet war , und mittels Kärtchen verteilte.
Für die Saison 1949 – `50 bereitet die Firma ganze neun Modelle mit einem Wappen versehen vor, worauf das Firmenlogo umrahmt von einem Eichen- und einem Lorbeerzweig abgebildet war, um das silberne Betriebsjubiläum zu symbolisieren. Die Modelle sind: Quadri Unda 64/5, Mono Undo 51/1 (AR 48), Sex Unda 66/1, Tri Unda 53/19, Tri Unda 63/6, Tri Unda 63/4, Tri Unda 63/5, Tri Unda 53/18 und Quadri Unda 84/1. Sie werden auf der 16. nationalen Radioausstellung („XVI. Mostra Nazionale della Radio“) vorgestellt. Auf dieser Messe findet auch die erste „Internationale Fernsehausstellung“ statt, wobei auch das erste Mal eine Fernsehverbindung zwischen Turin-Eremo und Mailand hergestellt wird. Die Unda präsentiert zu diesem Anlass das Fernsehgerät Modell 15-22/1, ausgestattet mit 42 Röhren, die meisten mit Doppelfunktion und Bildauflösung 25 x 625, was damals amerikanischer Standard war.
Die Frequenzmodulation, die eng mit dem Fernsehempfang verbunden ist, war ebenfalls Gegenstand für Forschungen in den Werkstätten der Unda, sowohl für den Ton bei Fernsehgeräten als auch für den Rundfunkempfang. So präsentierte sie auf der 17. nationalen Radioausstellung („XVII. Mostra Nazionale della Radio“) im September 1950 den ersten Empfänger mit Frequenzmodulation, das Modell Unda A 51/1, ein Superhet mit fünf Röhren, einstellbar auf alle Sendungen in FM von 88 bis 108 MHz. Außerdem stellte sie ihren ersten Rundfunkempfänger für AM – FM aus, das Modell Quadri Unda 104/1, das den Empfang von MW, KW in zwei Skalen unterteilt, und UKW durch Frequenzmodulation erlaubt.

Schon Anfang 1948 richtete die Unda Radio in ihrem Betrieb eine Fernsehwerkstatt ein und lernte das spezialisierte Personal unter der Leitung von Ing. Boselli an, einem tüchtigen Techniker auf dem Gebiet des Fernsehens und von der Safar kommend. Die Werkstatt war in der Lage, jedes einzelne Teil eines Fernsehapparates zu produzieren, außer den Kathodenstrahlröhren.
Auf der 18. nationalen Radio- und Fernsehausstellung („XVIII. Mostra Nazionale della Radio e della Televisione“) im September 1951 verkaufte die Unda vollständige Fernsehgeräte, sowie auch verschiedene Bestandteile zu deren Fertigung, um die Fachindustrie zu beliefern. In der Galerie, die dem Fernsehen gewidmet war, hatte die Unda vier Fernseher installiert: zwei mit Bildröhren von 12 Zoll und zwei von 16 Zoll.
Anfang 1952 wendet die Gesellschaft ihre Aufmerksamkeit dem professionellen Fernsehen zu, sowohl mit der Herstellung von Synchronsignalgeneratoren, z. B. das Modell GSS 62/5, als auch mit der Herstellung von Generatoren für die Linearitätskontrolle, wie das Modell GCL 7/1. In der Zwischenzeit wurde das Gesellschaftskapital auf 52.200.000 Lire aufgestockt.
Auf der Mailänder Messe 1953 wurde der erste Kühlschrank der Marke Unda vorgestellt. Das war ein deutliches Zeichen, dass die Firma, die sehr aufmerksam die technische Entwicklung verfolgte, versuchte, ihre Produktion auf verschiedene Bereiche auszudehnen. Dieser Zweig musste jedoch schnell aufgegeben werden, da es unmöglich war, die Produktionskosten den ständig fallenden Preisen der Konkurrenz anzupassen.
Im Jahr 1954 wurde das Gesellschaftskapital erneut aufgestockt, und zwar auf 78.300.000 Lire. Im gleichen Jahr werden die Vorbereitungen für das 30jährige Betriebsjubiläum getroffen. Zwei weitere wichtige Neuheiten werden auf der 20. nationalen Radio- und Fernsehausstellung („XX. Mostra Nazionale della Radio e della Televisione“) im September 1954 vorgestellt und zwar: Das erste Superhet-Gerät in Taschenformat, als Mono Unda 41/3 „Mascotte“ bezeichnet und ein Fernsehgerät mit Fernsteuerung. Das Rundfunkempfangsgerät 41/3 mit dem Übernamen „Mascotte“ enthält einen Superhet-Schaltkreis mit vier Subminiatur-Röhren (1V6 – 1AH4 – 1AJ5 – 1AG4) mit netzunabhängiger Batteriespeisung oder mit einem Netzteil für den Anschluss an das Wechselstromnetz. Die Ausmaße sind: 17 cm breite, 9 cm Höhe und 4,4 cm Tiefe. Die technische Qualität wird ergänzt durch ein entsprechendes Äußeres: Die goldfarbene Vorderfront aus Kunststoff enthält einen kleinen Bilderrahmen, um dem Gerät durch ein austauschbares Foto eine persönliche Note zu verleihen. Im Originalzustand enthält der Rahmen das Foto von Lisa Glauber, der Tochter von Max Glauber, als veranschaulichendes Beispiel. Die Ferritantenne ist in den Tragegriff eingearbeitet.

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1946-1955 Die „gute form“ wird geboren

Das nunmehr reife Design findet seine endgültige Definition im Begriff der „Guten Form“, einem Ausdruck der für jene Form steht, die sich aus der korrekten Nutzung von Produktionstechniken und Materialien, aus dem Studium der Nutzung des Objektes und dessen Funktionen ergibt, vereint mit der Suche nach stilvoller Ästhetik.

Radio und Design

Es sind die Jahre, in denen das Radio zum Massengebrauchsobjekt wird. Die Miniaturisierung der Glühkathoden ermöglicht die Herstellung immer kleinerer Geräte. Wenige sind die Varianten des vorherrschenden „horizontalen“ Stils. Die USA, seit langem schon technologisch weiter entwickelt, exportieren neue ästhetische Maßstäbe und- wenngleich nur entfernte Imitationen der leuchtenden, amerikanischen Catalina-Modelle – so gewinnen auch die Geräte hierzulande an Farbe und erleben eine gewisse Modernisierung.

Unda Produktion 1946-1955